Tinnitus-Therapie

Tinnitus – was ist das?

Das menschliche Gehör ist sehr empfindlich. Selbst in einem vollständig schallisolierten Raum nimmt man immer noch ein leises Rauschen wahr, wenn man in sich hineinhört. Da diese Geräusche auch bei völlig gesunden Menschen auftreten, besteht im Allgemeinen kein Grund zur Sorge. Unter Tinnitus versteht man dagegen Ohrgeräusche, für die es keine ersichtliche Quelle gibt und die vom Betroffenen als ständig und störend, oft sogar als quälend empfunden werden.

Der Tinnitus an sich ist keine Krankheit, er ist vielmehr ein Symptom, hinter dem sich eine Erkrankung oder Störung verbergen kann, zum Beispiel:

  • eine Infektion des Ohres, chronisch oder akut,
  • Schwerhörigkeit,
  • Störungen der Durchblutung,
  • Erkrankungen des Kiefers und der Zähne,
  • Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems,
  • Stress,
  • Diabetes,
  • Halswirbelsäulenerkrankungen,
  • Tumoren im Bereich der Hörnerven
  • etc.

Da all dies Gründe für Ohrgeräusche sein können, ist es notwendig, neben der umfassenden HNO-Diagnostik ebenfalls genaue internistische, neurologische, orthopädische oder zahnmedizinische Untersuchungen durchzuführen. Durch die Vielfalt an Ursachen für Ohrgeräusche blieben deren Entstehungsmechanismen bislang weitestgehend ungeklärt.

Endlich wieder Ruhe – dank moderner Tinnitustherapie durch Neuromodulation.

In der Vergangenheit wurde zur Linderung des chronischen Ohrgeräusches eine Vielzahl mehr oder weniger erfolgloser Behandlungsversuche angegeben. Seit Anfang 2010 steht für die Behandlung von Tinnituspatienten mittlerweile ein Therapieverfahren einer Gruppe vom Forschungszentrum Jülich (Firma ANM) zur Verfügung, das einen nachhaltigen Therapiedurchbruch in Aussicht stellt. Mit gezielten akustischen Signalen (der sogenannten Neuromodulation) kann ein jahrelang bestehender Tinnitus-Ton wieder „verlernt“ werden.

Die Idee der akustischen CR-Neuromodulation, die das Klingeln im Ohr durch gezielte akustische Reize bekämpft, wurde in über zehnjähriger Arbeit von Prof. Dr. Dr. Peter Tass am Forschungszentrum Jülich etabliert. Entwickelt wurde das Gerät, der Tinnitus-Neurostimulator T30CR, von der Jülicher Adaptive Neuromodulation GmbH – einem jungen deutschen Medizintechnikunternehmen.

Dafür sind keine Medikamente, kein operativer Eingriff nötig. Der Tinnitus wird sanft und komfortabel auf akustischem Weg behandelt. In einer klinischen Studie konnte bereits nach wenigen Wochen die wahrgenommene Tinnitus-Lautstärke um durchschnittlich 40 Prozentpunkte reduziert werden. Nach zwölf Wochen Therapie sank die Zahl der Patienten mit schwerem bis sehr schwerem Tinnitus-Grad um durchschnittlich 75%.

Welche Auslöser auch immer für den Tinnitus verantwortlich sind – Lärm, Medikamente, Stress –, sie führen zu einer Unterbrechung der Signalübertragung vom Ohr: Einige Nervenzellverbände erhalten keine Signale mehr. Einige Nervenzellen fallen aus und können nicht mehr angeschlagen werden. Die betroffenen Zellverbände reagieren nun aber auf die fehlende Ansprache nicht einfach mit „Schweigen“. Ganz im Gegenteil: Die Nervenzellen fangen spontan an zu „plappern“. Beim Tinnitus gaukelt eine synchrone Überaktivität der Nervenzellen dem Gehirn einen Ton vor.

Die Therapie mit der akustischen CR®-Neuromodulation zielt darauf ab, den Tinnituston wieder verlernen zu lassen. Auf Basis eines komplexen mathematischen Algorithmus stört CR® („coordinated reset“) die krankhaft überaktive Synchronität der Nervenzellen im Hörzentrum – dies geschieht ohne Eingriff mit gezielten akustischen Signalen. Die Impulse der CR®-Neuromodulation werden über das Gehör gezielt als sanfte akustische Stimulation vermittelt.